Die WPK-Beiratswahl geht uns alle an!
Der Beirat wird von den Mitgliedern der WPK gewählt und ist mit 57 Mitgliedern das Parlament der Berufsangehörigen. Aus seiner Mitte wählt der Beirat die Mitglieder des Vorstandes, den Präsidenten und zwei Vizepräsidenten. Der Beirat ist somit das wichtigste Gremium der beruflichen Selbstverwaltung der Wirtschaftsprüfer und vereidigten Buchprüfer. WP/StB Dipl.-Kfm. Gero Hagemeister spricht mit dem Vorsitzenden des WPK-Beirats, WP/StB Dr. Marian Ellerich, über die Bedeutung der Wahl und die Anforderungen an den Berufsstand.
Gero Hagemeister:
In wenigen Tagen werden die Wahlunterlagen zur diesjährigen Beiratswahl an alle Mitglieder der Wirtschaftsprüferkammer verschickt. Warum ist aus Ihrer Sicht die Wahl für alle Wirtschaftsprüfer und vereidigten Buchprüfer von Bedeutung?
Dr. Marian Ellerich:
Die berufliche Selbstverwaltung hat sich nach meiner festen Überzeugung seit Jahrzehnten bewährt. Als Vertreter eines freien Berufes kommt uns somit die Regelung unserer beruflichen Belange selbstständig zu. Die fortschreitende Regulierung unseres Berufsstandes strahlt dabei auch auf Nicht-Prüfungsleistungen aus. Daher ist es unerlässlich, dass wir mit einem starken Votum unsere berechtigten Interessen aktiv vertreten können. Insbesondere auch für kleine und mittlere Praxen ist es erforderlich, mit der Wirtschaftsprüferkammer einen praxisnahen und verlässlichen Partner des Berufsstandes zu haben. Die WPK Beiratswahl geht uns alle an.
Gero Hagemeister:
Gerade in Zeiten der Abwicklung der Coronahilfen hat sich gezeigt, dass Steuerberater und Wirtschaftsprüfer mit ihrer Qualifikation und breiten Erfahrung ganz wesentlich zum Funktionieren der Abwicklung der Hilfsmaßnahmen beigetragen haben, sie sind faktisch systemrelevant. Gerade mittelständische Mandanten erwarten eine umfassende Betreuung – Prüfung und Beratung aus einer Hand müssen grundsätzlich weiter möglich sein.
Dr. Marian Ellerich:
Das sehe ich auch so. Unabhängigkeit und Vertrauen sind Säulen unserer Berufsausübung. Insbesondere bei mittelständischen und eigentümergeführten Unternehmen bzw. Personengesellschaften bringt die Betreuung aus einer Hand einen relevanten Mehrwert. Sofern das Selbstprüfungsverbot hier nicht tangiert wird, muss eine ganzheitliche Betreuung gerade mittelständischer Unternehmen weiter möglich sein. Unsere Unabhängigkeit wird dadurch nicht gefährdet.
Gero Hagemeister:
Für die Gewinnung unseres Berufsnachwuchses scheint mir dies auch von zentraler Bedeutung. Die wachsenden fachlichen Herausforderungen und die Vielseitigkeit machen ja gerade den Reiz unserer Tätigkeit aus. Eine zeitgemäße Prüfung ist eine anspruchsvolle Arbeit und gerade kein stupides „Häkchen machen“.
Dr. Marian Ellerich:
Die fachlichen Herausforderungen nehmen tatsächlich zu und garantieren dabei aber auch hervorragende persönliche Entwicklungschancen und eine hohe Zukunftsfähigkeit. Die prüferische Auseinandersetzung mit den Geschäftsprozessen sowie den damit verbundenen Chancen und Risiken unserer Mandanten ist hier besonders reizvoll. Durch die fortschreitende Digitalisierung wirtschaftlicher Prozesse und die gleichzeitige Nutzung digitaler Verfahren bei der Prüfung sind wir Wirtschaftsprüfer absolut auf der Höhe der Zeit. Gesellschaftliche Entwicklungen sowie globale Herausforderungen spielen hier auch eine Rolle. Das Thema Nachhaltigkeit rückt dabei immer mehr in den Fokus und erweitert unseren prüferischen Blickwinkel, genauso wie die hierfür notwendigen prüferischen Ansätze. Den Reiz dieser Arbeit müssen wir gerade beim Berufsnachwuchs stärker deutlich machen. Denn nur so können wir im „Kampf um die Talente“ für unseren Berufsstand bestehen. Hierbei geht es nicht nur um die notwendige Mitarbeitergewinnung, sondern letztlich auch um die Sicherung der Praxisnachfolge.
Gero Hagemeister:
Im Rahmen des risikoorientierten Prüfungsansatzes muss sich die Angemessenheit der Anforderungen dann aber auch niederschlagen.
Dr. Marian Ellerich:
Die Sicherung einer hohen Qualität unserer Prüfungsleistungen ist für die Akzeptanz unseres Berufsstandes unverzichtbar. Die Kammer muss im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags transparent, praxisnah und vor allem angemessen vorgehen. Das heißt konkret, dass auch die Berufsaufsicht und die Qualitätskontrolle mit Augenmaß ausgestaltet sein müssen. In diesem Zusammenhang muss auch die Vielfalt unseres Berufsstandes erhalten bleiben. Kleine und mittlere Prüfungspraxen sind in unserer ausdifferenzierten und vernetzten Wirtschaft genauso unverzichtbar wie international ausgerichtete und global agierende Prüfungsgesellschaften. Die letzten Jahrzehnte zeigen, dass ein gesunder Mix der Qualität und der Leistungsfähigkeit nachhaltig dient. Kleinteilige Regulierungen sind dabei weder erforderlich noch hilfreich.
Gero Hagemeister:
Die Erfahrung zeigt, dass wir für unsere berechtigten Interessen nur geschlossen Gehör finden können.
Dr. Marian Ellerich:
Im Außenauftritt müssen wir unbedingt einheitlich auftreten. Die Vielfältigkeit unserer WP-Praxen, die wir unbedingt langfristig erhalten und stärken wollen, steht zu einem abgestimmten und wahrnehmbaren Außenauftritt nicht im Widerspruch – im Gegenteil. Wir müssen auf einen breiten und konstruktiven Erfahrungsaustausch setzen und unsere daraus abgeleiteten Positionen mit in die Kommunikation mit Politik und Verwaltung nehmen. Mit einer starken und einheitlichen Stimme können wir dann in Berlin, Brüssel und gegenüber allen Standardsettern unseren berechtigten Anliegen das notwendige Gehör verschaffen.
Daher ist es für die weitere Entwicklung unseres Berufsstandes erforderlich, dass die WPK bei den Beiratswahlen durch eine überzeugende Beteiligung gestärkt wird.